Ellenbogendysplasie

Unter dem Oberbegriff Ellbogendysplasie/Ellbogengelenkdysplasie werden verschiedene Erkrankungen des Ellbogengelenks zusammengefasst. Dazu gehören „Fragmentierter Processus coronoideus (FPC)“, „Osteochondrosis dissecans (OCD)“ oder „Isolierterter Processus anconaeus (IPA)“.

Das Ellbogengelenk ist komplex aufgebaut. Es wird aus drei Knochen – dem Oberarmknochen, der Elle und der Speiche gebildet, die exakt zueinander passen müssen. Wachstumsstörungen können dazu führen, dass sich Stufen zwischen den einzelnen Knochen Bilden (Gelenkinkongruenz).

Man geht heute davon aus, dass diese Inkongruenz die Hauptursache für die Entstehung der Ellbogendysplasie ist.

Erkrankungen des ED-Komplexes – FPC

  • Definition
    Bei FPC (Fragmentierter Processus coronoideus) handelt es sich um ein abgetrenntes Knochenstück (Fragment) des inneren Gelenkfortsatzes der Elle im Ellbogengelenk. Allerdings werden auch Knorpelschädigungen und arthrotische Veränderungen an diesem Fortsatz, ohne ein abgebrochenes Fragment ebenfalls als FPC bezeichnet. Diese Veränderungen machen sogar die Mehrzahl der Fälle aus.Betroffen sind vorwiegend Hunde großer und mittelgroßer Rassen. Die Tiere sind beim ersten Auftreten der Symptome in der Regel 4 Monate bis 3 Jahre alt, es kann allerdings auch sein, das die Erkrankung sich erst im höheren Alter bemerkbar macht.
  • Diagnose
    Die erkrankten Hunde zeigen typischerweise mittelschwere Lahmheit, die vornehmlich nach Belastung oder nach langen Ruhephasen auftritt. Im Stand spreizen sie die betroffene Gliedmaße ab und drehen sie leicht nach außen. Der Druck auf die Innenseite des Ellbogengelenks sowie die Innen- und/oder Außenrotation sind meistens schmerzhaft.

    Auf dem Röntgenbild sind in der Regel nur sehr dezente Veränderungen erkennbar. Dazu gehören Arthrosen, Zunahme der Knochendichte (Sklerosierung) der Elle oder unscharfe Konturen des medialen Koronoids (Abb. 1 und 2). In seltenen Fällen kann sogar die Frakturlinie dargestellt werden.

Abb. 1: Röntgenaufnahme eines Ellbogengelenkes im kraniokaudalen Strahlengang (rote Pfeile: Athrosen)

Abb. 2: Röntgenaufnahme eines Ellbogengelenkes im mediolateralen Strahlengang (roter Pfeil: Athrose, blaue Pfeile: Sklerosierung, weiße Pfeile: unscharfe Koronoidkonturen)

Computertomographie gilt als Goldstandard für eine sichere Diagnose von FPC (Abb. 3 bis 5). Arthroskopie (Gelenkspiegelung) erlaubt meistens ebenfalls eine gute Diagnose, ist aber eine invasivere Technik (Abb. 6).

Abb. 3: Sagittales CT-Bild eines Ellbogengelenkes (roter Pfeil: freies Fragment)

Abb. 4: Transversales CT-Bild eines Ellbogengelenkes (roter Pfeil: freies Fragment (FPC)).

Abb. 5: 3 D Rekonstruktion des Ellbogens (roter Pfeil: freies Fragment)

Abb. 6: Arthroskopisches Bild eines Ellbogengelenkes. Es ist der aufgeweichte, kranke Knorpel zu erkennen

Therapie
In der Regel wird die Behandlung arthroskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt. Dabei werden die gelösten Knochenfragmente und der erkrankte Knorpel entfernt (Abb. 7). Die Vorteile dieser Methode liegen darin, dass der Operateur eine deutlich bessere Übersicht erhält und dass sie wenig belastend für das Tier ist. In seltenen Fällen, z.B. bei sehr großen Knochenfragmenten kann es nötig sei das Gelenk durch einen kleinen Schnitt zu eröffnen.

Abb. 7: Arthroskopische Behandlung des Ellbogengelenkes. Der erkrankte Knorpel und der darunterliegende Knochen werden bis zum gesunden Gewebe abgetragen.

In der Regel führ die Behandlung zum Verschwinden der klinischen Beschwerden, die Arthroseentwicklung kann leider nicht gestoppt werden. Hier kommt der Gewichtskontrolle eine große Bedeutung zu. Auch Physiotherapie und ggf. spezielle Futterergänzungsmittel können sinnvoll sein.

Diagnose
Ähnlich wie bei FPC zeigen die Hunde meist eine mittelschwere Lahmheit vor allem nach längerem Liegen und nach Belastung. Manipulationen am Ellbogen sind schmerzhaft. In den meisten Fällen führt das Röntgen zur korrekten Diagnose (Abb. 8).

Abb. 8: Röntgenbild eines Ellbogengelenkes mit IPA

Therapie
Im Gegensatz zum FPC kann die Behandlung des IPA zur kompletten Heilung führen, wenn diese rechtzeitig durchgeführt wird. Hier spielt die Zeit also eine große Rolle. Bei Hunden unter 10 Monaten ist es noch möglich den isolierten Knochenfortsatz zu fixieren (Abb. 9), was ein Verwachsen der Knochenteile und damit das Herstellen eines gesunden Gelenkes zur Folge hat. In der neueren Literatur wird diese Behandlung sogar bis zum Alter von 2 Jahren empfohlen. Später kann leider nur das störende Knochenstück entfernt werden um das Tier vom Dauerschmerz zu befreien. Das Gelenk bleibt dabei instabil, was mit zunehmendem Alter zur immer stärkeren Arthrosebildung führt.

Abb. 9: Postoperatives Röntgenbild eines Ellbogengelenkes mit IPA

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